Ein klarer Blick auf eine oft emotional aufgeladene Frage mit konkreten Tipps, wie du deine Preisstrategie als Künstlerin selbstbewusst gestaltest.
Heute geht es um eine Frage, die immer wieder in meinen Mails, Coachings und Kommentaren auftaucht:
Soll ich als Künstlerin die Preise für meine Werke offen zeigen oder lieber nur auf Anfrage nennen?
Eine einfache und häufige Frage, aber keine einfache Antwort. Denn dahinter steckt weit mehr als ein simples “so solltest du es machen”. Es geht um dein Selbstverständnis als Unternehmerin, um deine Zielgruppe, Wirkung und deine Positionierung als Künstlerin.
In diesem Artikel bekommst du keine pauschale Antwort. Aber du bekommst die richtigen Fragen, eine klare Struktur und jede Menge Orientierung, damit du eine stimmige Entscheidung treffen kannst: für dich, dein Business und deine Kunst.
Preise zeigen oder nicht? Warum es keine „richtige“ Antwort gibt
Wenn du nach einer eindeutigen Empfehlung suchst, wirst du hier nicht fündig und das ist auch gut so. Denn deine Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab und die sind individuell.
Das ist wie bei anderen Business-Entscheidungen auch:
- Instagram oder Pinterest?
- Offline verkaufen oder online?
- Gallerie, Onlineshop oder etsy?
Die Antwort lautet immer: Es kommt darauf an.
Auf dich, deine Zielgruppe, deine Positionierung und vor allem auf dein unternehmerisches Ziel.
Zwei entscheidende Faktoren bei der Entscheidung Preise zeigen oder nicht: Zielgruppe und Positionierung
Der erste Schritt ist nicht die Entscheidung Preise sichtbar zu machen oder nicht. Der erste Schritt ist Klarheit über deine Zielgruppe und deine Positionierung.
1. Wer sind deine Kundinnen? – Die Zielgruppe für deine Kunst
Stell dir konkrete Fragen:
- Kaufen deine Wunschkundinnen spontan oder brauchen sie eine längere Entscheidungsphase?
- Wünschen sie sich Transparenz oder suchen sie eher ein exklusives Erlebnis?
- Kaufen sie bei Shoppen eher in Geschäften mit Preisen im Schaufenster oder in Geschäften ohne Preise im Schaufenster?
- Welche Werte sind ihnen beim Kauf wichtig?
Wenn du das weißt, kannst du abschätzen, wie deine Preisdarstellung wirkt.
Beispiel:
Wenn deine Kundinnen regelmäßig bei Etsy oder ähnlichen Plattformen einkaufen, sind sie es gewohnt, sofort Preise zu sehen. Kein Preis = kein Interesse. Punkt.
Bewegst du dich jedoch im hochpreisigen Bereich mit Unikaten, individuellen Aufträgen oder einer sehr kuratierten Auswahl, kann es sinnvoller sein, Preise erst nach einem persönlichen Gespräch zu kommunizieren.
2. Wie willst du wahrgenommen werden? – Die Positionierung deiner Kunst
Die Preisfrage ist immer auch eine Frage der Wirkung.
- Willst du zugänglich, transparent, klar wirken? → Zeige deine Preise.
- Willst du exklusiv, individuell, kuratiert wirken? → Nenne Preise erst auf Anfrage.
Stell dir dein Angebot als Schaufenster vor: Ein Shop ohne Preisschilder kann edel wirken. Oder abschreckend. Entscheidend ist: Was willst du bewusst kommunizieren und was nicht?
„Preise zeigen oder nicht“: Die inneren Stimmen erkennen
Viele Künstlerinnen entscheiden sich nicht aus Überzeugung, sondern aus Angst für oder gegen die Sichtbarkeit ihrer Preise.
- Angst, zu teuer zu wirken.
- Angst, Kundinnen zu verlieren.
- Angst, sich festzulegen.
- Angst, was andere denken.
Doch Angst ist die schlechteste Beraterin für strategische Entscheidungen. Sie führt dich nicht dahin, wo du mit deinem Kunstbusiness hin möchtest.
Deine Preisstrategie darf bewusst gewählt sein, nicht aus Sorge oder Angst, sondern aus Klarheit über das, was du erreichen willst.

Preise zeigen oder nicht? So entwickelst du eine stimmige Strategie
Hier kommen nun konkrete Entscheidungsfragen, mit denen du deinen eigenen Weg findest und für dich entscheiden kannst, ob die Preise für deine Kunst sichtbar sein sollten oder nicht:
Was willst du kommunizieren?
- Stehst du für Transparenz, Fairness, Nahbarkeit?
- Oder möchtest du gezielt das Gefühl von Einzigartigkeit, Maßarbeit, Exklusivität erzeugen?
Beides ist legitim. Die Frage ist nur: Was passt zu deinem Angebot und zu dir als Künstlerin?
Welche Art von Kund:innen möchtest du anziehen?
Kund:innen, die Preise auf der Website suchen, haben eine andere Erwartung als solche, die bewusst das Gespräch und den Austausch mit dir suchen.
Willst du Käufer:innen, die sagen:
„Ich möchte wissen, ob ich mir das leisten kann.“
Oder eher solche, die sagen:
„Ich will verstehen, was das Werk für mich bedeutet, bevor ich über den Preis nachdenke.“
Wozu bist du bereit?
- Bist du bereit, Rückfragen zu beantworten, Gespräche zu führen, den Wert deiner Kunst individuell zu erklären?
- Oder möchtest du, dass sich Interessentinnen selbständig informieren und entscheiden können?
Offene Preise können den Verkaufsprozess vereinfachen oder oberflächlich machen. Preise auf Anfrage können Tiefe erzeugen oder Hürden aufbauen.
Was passt zu deinem Verkaufskanal?
Shop-Website, Etsy, Instagram, Galerie, PDF-Katalog, Atelierbesuch, Messeauftritt… – je nach Kanal kann die passende Preisstrategie variieren.
👉 Im Onlineshop: Preisangabe ist Standard. Transparenz wird hier oft erwartet.
👉 Im persönlichen Kontakt oder bei Auftragsarbeiten: Hier wirkt ein Preis auf Anfrage oft angemessener.
4 Strategien, die du bewusst wählen kannst, wenn es darum geht, ob du als Künstlerin deine Preise zeigen solltest oder nicht
Damit du dir nicht nur die „entweder oder“-Frage stellst, kommen hier vier Strategien für die Preispräsentation mit ihrer jeweiligen Wirkung:
Strategie 1: Preise transparent, sichtbar und offen kommunizieren
Ideal für: Klar positionierte Angebote, Etsy-Shops, Onlineshops, Prints
Vorteil: Vertrauen durch Transparenz, weniger Rückfragen, niedrigere Hemmschwelle
Wirkung: „Ich weiß, was ich will und was ich wert bin.“
Strategie 2: Preise auf Anfrage
Ideal für: Hochpreisige Einzelwerke, Maßanfertigungen, kuratierte Projekte, Auftragsarbeiten
Vorteil: Möglichkeit zur Wertkommunikation im Gespräch, exklusive Wirkung
Wirkung: „Ich biete keine Masse, sondern Exklusivität mit persönlicher Beratung.“
Strategie 3: Preisrahmen statt Fixpreis
Ideal für: Unikate, bei denen viel Individualisierung möglich ist
Vorteil: Kundinnen haben Orientierung, ohne dass du dich festlegst
Beispiel: „Preise zwischen 300 und 900 Euro – je nach Größe und Material“
Wirkung: „Ich bin offen für individuelle Wünsche, aber kenne meinen Wert.“
Strategie 4: Mischmodell je nach Kanal
Ideal für: Mehrere Verkaufskanäle, hybride Angebote
Beispiel: Im Onlineshop mit Preis, bei exklusiven Serien und Auftragsarbeiten nur auf Anfrage
Wirkung: „Ich entscheide bewusst, wie ich meine Angebote präsentiere, je nach Format und Ziel.“
Bonus: 3 Fehler, die du vermeiden solltest, wenn es darum geht, ob du deine Preise zeigst oder nicht
1. Preise verstecken, weil du dich nicht traust
Wenn du Preise nicht sichtbar zeigst, sondern auf Anfrage nennst, dann bitte aus strategischen Gründen, nicht aus Unsicherheit.
2. Preise zeigen, aber den Wert nicht erklären
Ein Preis ohne Kontext bleibt eine Zahl. Zeige, was zu dem Preis für deine Kund:innen möglich wird.
3. Preise ständig ändern, ohne klare Kommunikation
Preise dürfen steigen, aber nicht willkürlich schwanken. Reduziere Preise nicht andauernd aus Angst, sonst zu wenig zu verkaufen.
Was jetzt? Du bist Künstlerin. Solltest du deine Preise zeigen oder nicht?
Du musst nicht „für immer“ entscheiden. Deine Preisstrategie darf sich mit dir und deinem Kunstbusiness entwickeln. Wichtig ist nur: Triff sie bewusst.
Stell dir zum Schluss diese drei Fragen:
- Was zahlt auf mein langfristiges Ziel als Künstlerin ein und was nicht?
- Was fühlt sich für mich stimmig an und nicht wie ein Kompromiss?
- Wie kann ich meine Entscheidung selbstbewusst vertreten ohne mich erklären zu müssen?
Es geht nicht darum, was alle machen. Es geht darum, was du brauchst, um souverän zu verkaufen und dich als selbstständige Künstlerin ernst zu nehmen.
Deine Preisstrategie ist ein ein Statement und hat Einfluss auf deine Zielgruppe und deine Positionierung.
